Juprelle
Die beschauliche, ländliche Gemeinde Juprelle befindet sich in unmittelbarer Nähe zu einer ganzen Reihe wichtiger Verkehrsverbindungen.
Die beschauliche, ländliche Gemeinde Juprelle befindet sich in unmittelbarer Nähe zu einer ganzen Reihe wichtiger Verkehrsverbindungen (Schienen- und Autobahnknoten, sowie Flughafen Lüttich). Ihre Lage vor den Toren Lüttichs und an der Sprachgrenze hat die aufgeschlossene Mentalität der Bewohner geprägt. Der Boden besteht aus Lehm, Kieseln und Mergel. Die gesamte Region ist von einer dicken, hier und da kreidehaltigen, fruchtbaren Schlickschicht bedeckt.
Die Gemeinde zählt heute etwa 9000 Einwohner. Seit der Gemeindefusion vom 1. Januar 1977 umfasst sie die 9 Dörfer Fexhe-Slins, Juprelle, Lantin, Liers, Paifve, Slins, Villers-Saint-Siméon, Voroux-lez-Liers und Wihogne.
Aus dem ehemaligen Sumpfgebiet um Juprelle wird im Hochmittelalter ein Herrschaftsgebiet der Karolinger. Als Lehnsgut des Lütticher Landes untersteht Juprelle dem Kapitel von St. Lambertus. Es verfügt über ein eigenes Gericht, das auch für Villers-Saint-Siméon zuständig ist. Seine Bartholomäus-Kapelle wird erstmals im 16. Jahrhundert erwähnt.
Heute sind Fexhe und Slins zwei klar von einander abgegrenzte Dörfer. Dies war jedoch nicht immer so. Unter dem Ancien Régime bildeten sie ein einziges Lehnsgut. Erst im Zuge der Unabhängigkeit Belgiens und zahlreicher Reformen auf der Lokalebene wurden die beiden seit Jahrhunderten verbundenen Weiler 1838 per Königlichen Erlass getrennt. Es entstanden zwei Gemeinden und zwei Pfarren. Slins ist heute ein Dorf mit zahlreichen Animationen: sein Erdbeerfest, sein Karneval und sein Weihnachtsmarkt ziehen mit ihrer gleichermaßen festlichen wie geselligen Atmosphäre immer wieder zahlreiche Besucher an.
Das seit jeher landwirtschaftlich geprägte Dorf Lantin, das zunächst der Pfarre Xhendremael angegliedert war, gehörte dem Kapitel von St. Lambertus, das auch die Mitglieder des Gerichtshofes benannte. Im Jahre 1468 wurde das Dorf von den Burgundern zerstört, nachdem der Widerstand einiger hundert, in der Kirche verschanzter Lütticher Krieger gebrochen war. Heute belebt das Fort von Lantin das Dorfgesicht und ermöglicht den Besuchern, Nachstellungen von geschichtlichen Ereignissen sowie Licht- und-Tonspektakeln beizuwohnen oder auch, als besondere Alternative zu einem Hotel, wie die Truppen von damals dort zu nächtigen. Ferner sind im Fort eine Ausstellung historischer Fahrzeuge und das Telefonmuseum untergebracht.
Das von der Chaussée Brunehaut durchquerte Paifve gehörte ehemals zum Herzogtum Brabant. Zusammen mit Nederhein und Russon bildete es ein Lehnsgut – Sitz des Lehnsherrn und Grafen war die Burg von Hamal-sous-Russon. Allen drei Dörfern war gemeinsam, dass sie sich von den Steuern freikauften, indem sie ihrem Lehnsherrn eine feste Jahresrente zahlten. Der Gerichtshof befand sich in Niederheim.
Villers-Saint-Siméon liegt an der Kreuzung zweier alter Römerstraßen. Die eine (heute die Chaussée Brunehaut) verband seinerzeit Frankreich mit Deutschland, die andere (heute die Rue du Tige) verlief zwischen Amay, Visé und Maastricht. Ausgrabungen an der Flurbezeichnung „La Tombe“ haben die Überreste einer römischen Villa zutage gefördert. Unter dem „Pax Romana“ lebte der Hespengau lange Zeit im Frieden, doch im Jahre 450 fielen die Hunnen dort ein und machten Villers dem Erdboden gleich. Einige Jahre später besetzten die Franken die Region. Der erste Feudalherr von Villers hieß Simeon.
Das auf dem Plateau des Niederhespengaus gelegene Dorf Voroux-lez-Liers ist vor allem von Ackerbau und Milchwirtschaft geprägt. Aufgrund der Fruchtbarkeit des Bodens ist es für die Landwirtschaft geradezu prädestiniert. Der Zusatz „lez-Liers“ ermöglicht, dieses Dorf von Voroux-Goreux zu unterscheiden und bringt im Übrigen zum Ausdruck, dass es der Poststelle Liers zugeordnet ist. Die heutige Gemeinde entspricht einem ehemaligen Lehen, das zum Lehnshof Lüttich gehörte. Während Voroux-lez-Liers unter dem Ancien Régime nur ein eher armseliges Lehnsgut war, erhielt es in der Neuzeit unter französischer Herrschaft eine eigenständige und moderne Verwaltung. Dies bedeutete einen echten Neubeginn, der dem Dorf zu mehr Wohlstand verhalf, doch die Machtübernahme durch Napoleon hatte aufgrund des ständigen Bedarfs an Soldaten für Kriegszüge einen Rückgang der Bevölkerung zur Folge. Im Laufe der Jahre wurde das Verwaltungssystem des Regimes immer weiter perfektioniert.
Der Name des Dorfes Wihogne ist aller Wahrscheinlichkeit nach von einem seiner Herrn hergeleitet. „Wisch“, so sagt man, habe den Einwohnern gestattet, ihre zerstörten Häuser wieder aufzubauen. Unser im Hespengau gelegenes Wihogne wird bereits im 13. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Ende des 18. Jahrhunderts untersteht Wihogne dem Gerichtshof von Vreren und unter der französischen Besatzung gehört die ehemalige Gemeinde zum 1. Bezirk des Départements Ourthe. Im Jahre 1865 wird in Wihogne eine der ersten Schulen gebaut. 1900 wird das bis dahin völlig abgeschiedene Dorf durch eine Vizinalbahn endlich mit Lüttich verbunden. Die dampfbetriebene Straßenbahn verkehrt entlang der heutigen Chaussée de Tongres. Am Freitag, den 10. Mai 1940 wird Wihogne bombardiert und am darauffolgenden Sonntag marschieren die Deutschen in das Dorf ein. Am 8. September 1944 findet schließlich die Befreiung durch amerikanische Truppen statt.
Die meisten unter uns betrachten das Dorf Liers als einen Teil der Gemeinde Herstal. Dennoch liegt, zwischen der Bahnlinie und dem Dorfausgang von Anixhe, ein kleiner Teil davon auf dem Gebiet von Juprelle. Die glorreichste Zeit dieses kleinen Dorfes ist zweifellos mit dem Bau der Zuckerfabrik von Liers verbunden. Diese entstand 1870 an einem idealen Standort inmitten eines landwirtschaftlichen Gebietes, dessen Boden sich für den Zuckerrübenanbau besonders gut eignete. Die Zuckerfabrik blieb bis April 1980 in Betrieb; anschließend war das Friedensgericht für eine Weile dort untergebracht. Am 14. Mai 1985 wurden Soldaten damit beauftragt, die hohen Schornsteine zu sprengen. Rund 200 Schaulustige fanden sich ein, um dem mehr als hundertjährigen Unternehmen die letzte Ehre zu erweisen.
In Juprelle besteht auch die Möglichkeit zu schönen Wanderungen oder Radtouren. Die „Kirchturmroute“, „Route des clochers“, umfasst zwei Rundwege von +/- 15 bzw. 25 km, auf denen Sie sich völlig sicher bewegen können. Am Wegesrand entdecken Sie alle wichtigen Bauwerke der Gemeinde, z.B. alle Kirchen und die Burg, aber auch einige wichtige Wirtschaftstätigkeiten der Bewohner (Verkauf von Erdbeeren usw.) Insgesamt ist die Route ca. 52 km lang. Die Nähe zum RAVel-Netz (Wege, die ausschließlich Fußgängern und langsamen Fortbewegungsmitteln vorbehalten sind) erweitert die Ausflugsmöglichkeiten.